DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PSYCHOLOGISCHE SCHMERZTHERAPIE UND -FORSCHUNG E.V.

AKZEPTANZ VON SCHMERZ

Vielleicht etwas anderes als Sie erwarten...

Viele chronisch Schmerzkranke haben den Satz „Den Schmerz müssen sie wohl so akzeptieren…“ oft gehört - und keine guten Erinnerungen damit verbunden. Aber es gibt auch in der Schmerzpsychotherapie ein Behandlungskonzept, welches genau dort ansetzt, aber vielleicht etwas ganz anderes ist als Sie erwarten.

Was haben Sie eigentlich schon alles probiert, um vom Schmerz loszukommen?

Medikamente? Operationen? Hilfsmittel, die entlasten sollen? Entspannung? Ablenkung? Ausruhen? Zurückziehen? So tun, als wäre der Schmerz nicht im Weg und einfach weiter machen? Akupunktur? TENS? Homöopathie? Die Liste könnte sehr lang werden, wie einige von Ihnen wahrscheinlich nur zu gut wissen. Helfen diese Dinge ist es gut. Was aber, wenn nichts davon so richtig hilft? Viele eilen von Arzt zu Arzt und probieren in ihrer Verzweiflung im Kampf gegen den Schmerz alles aus, was Ihnen angeboten wird. Je weniger dann half, umso mehr stieg die Verzweiflung.

Wenn der Kampf gegen den Schmerz zum Problem wird

Dass ein Mensch vom Schmerz weg will, ihn vermeiden wo es nur geht, ist wohl die normalste Reaktion. Es kann allerdings sein, dass wir uns in diesen Kampf so verstricken, dass sich unser ganzes Leben nur noch um den Schmerz dreht. Alles was wir tun (oder auch nicht tun) soll  den Schmerz vermeiden. Problematisch ist allerdings, dass auf diese Weise der Kampf gegen den Schmerz  immer mehr zu einem Teil unseres Alltags wird. Wenn wir alles, was wir tun auf ihn beziehen lenken wir unsere Aufmerksamkeit unweigerlich auf Schmerz. Wir prüfen immer wieder nach was nun geholfen und den Schmerz verändert hat. So kann ein regelrechter Teufelkreis entstehen, wo sich Hoffnung und Enttäuschung ständig abwechseln. 
Sollten wir In diesem Teufelskreis stecken ist es sinnvoll zu fragen, gegen wen wir eigentlich kämpfen. Es gibt ja keinen äußeren Feind, der uns die Schmerzen bereitet. Letztlich kämpfen wir gegen uns selbst. Die Frage ist: Hilft das?
Viele Schmerzpatienten erleben zusätzlich, dass sich im Verlauf der Chronifizierung auch Angst vor Schmerz, Verzweiflung oder sogar eine Schmerzverstärkung einstellt, welche dann die zunehmende Vermeidung von Aktivität (angenehm oder unangenehm) hervorruft, wenn sie mit möglichem Schmerz innerlich verbunden ist. Erscheint es da nicht sinnvoll etwas anderes zu tun als gegen den Schmerz zu kämpfen, wenn die Erfahrung immer wieder zeigt (und nur dann!), dass es so nicht funktioniert?

Hinsehen, statt wegschauen

In der Forschung zeigt sich sehr deutlich, dass sich unser Schmerzerleben positiv verändern lässt, wenn wir uns nur trauen, auf den Schmerz zuzugehen und ihn genau beobachten lernen, statt davon zu laufen oder in ihm unterzugehen. Dies genau ist mit Akzeptanz gemeint: Lernen, das eigene Erleben, also den Schmerz oder die Angst, genau zu beobachten und ihm aktiv entgegenzutreten. Akzeptanz in diesem Sinn ist also etwas ganz anderes als die Waffen zu strecken. Es geht eher darum sich, und das eigene Erleben annehmen zu lernen. Jeder Mensch hat Einflussmöglichkeiten, wie er mit seinen Schmerzen und somit auch mit sich selbst umgeht. Vielleicht steckt ja im „Dauerschmerz“ die tiefere Botschaft, sich intensiver auf eigene Bedürfnisse zu konzentrieren.
Um dies zu lernen, wurden eine Reihe von Techniken entwickelt, welche im Rahmen z.B. einer Schmerzpsychotherapie vermittelt werden können. Eine dieser Möglichkeiten, die momentan oft durchgeführt wird und auch inzwischen sehr gut beforscht ist, sind sogenannte Achtsamkeitsübungen. In diesen Übungen lernen die Patienten mehr im Moment zu sein, positive Gedanken zu fördern statt sich in Sorgen über Zukunft und Vergangenheit zu verlieren, und das Erleben im Moment wahr- und anzunehmen. Natürlich wird immer noch Schmerz erlebt, doch er erscheint nicht mehr so belastend, erdrückend und als Hindernis für ein erfülltes Leben. Schmerzakzeptanz heißt also in diesem Zusammenhang, Möglichkeiten zu finden, von Schmerz nicht vereinnahmt zu werden und dennoch ein zufrieden stellendes Leben zu führen.

Autor: Gideon Franck