DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PSYCHOLOGISCHE SCHMERZTHERAPIE UND -FORSCHUNG E.V.

Schmerzpsychologisches Kolloqium

19. Juni 2024 | 18.00 bis 19.30 Uhr | digital

Zielkonflikte – Wann und warum sich Gesundwerdung nicht lohnt.

Referentin

Dipl.-Psych. Dr. Jule Frettlöh
BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Neurologische Klinik und Poliklinik
sowie Psychotherapiezentrum am Bergmannsheil (PZB), Bochum

Moderator

Dipl.-Psych. Dr. Tobias Fehlinger
Praxis für Psychotherapie
Fleischhauerstraße 45
23552 Lübeck

Abstract

Sobald die psycho-sozialen Rahmenbedingungen eines Patienten/einer Patientin so gestaltet sind, dass eine Besserung der Symptomatik gleichzeitig massive negative Konsequenzen nach sich ziehen könnte, gerät die betroffene Person in einen Zielkonflikt: Ein Patient/eine Patientin hat verständlicherweise wenig intrinsische Motivation eine Genesung mit entsprechender Eigeninitiative und Anstrengung voranzutreiben, wenn gleichzeitig Nachteile für die Lebensführung zu befürchten sind. Berufliche und auch private Lebensumstände können so gestaltet sein, dass ein Patient/eine Patientin bei deutlicher Symptombesserung innerhalb des sozialen Umfeldes mit negativen Auswirkungen rechnen muss.
Ein persönliches Scheitern, z.B. als Erziehungsberechtigte*r oder Ehepartner*in wird nicht selten mit der eingetretenen Erkrankung begründet, ggf. sogar eine drohende Trennung durch schmerzbedingte Hilfsbedürftigkeit verhindert. Den Betroffenen selbst sind derartige Zielkonflikte oft nicht bewusst. Sie führen aber i.d.R. zu schlechtem Therapieoutcome (Spearing et al. 2012) oder münden in frustrane und langwierige Behandlungsverläufe (Frettlöh 2013, 2022).
Hier kommt den Psychotherapeut*innen die dringliche, aber auch schwierige Aufgabe zu (Steenstra 2017), mögliche Zielkonflikte aufzudecken. Dabei ist es wichtig, die persönlichen Ziele eines Patienten/einer Patientin tatsächlich zu explorieren und nicht aus dem Kontext oder der Akte zu erschließen. Die subjektive Wertigkeit von Zielen ist intraindividuell verschieden und muss für jede Person individuell eingestuft und bewertet werden, dabei können Fremdanamnesen durchaus sinnvolle Ergänzungen liefern. In der therapeutischen Arbeit gilt es dann, alternative Möglichkeiten zur Zielerreichung zu erarbeiten und diese für den Patienten/die Patientin durch Zugewinn an neuen, z.B. sozialen Kompetenzen auch umsetzbar zu machen. Nicht immer erlauben es die vorliegenden psycho-sozialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einen konstruktiven Ausweg aus dem Zieldilemma zu finden.
Im Vortrag werden die Bedeutung des Themas in der multidisziplinären Behandlung von (Schmerz-)Patient*innen und Möglichkeiten des therapeutischen Umgangs mit Zielkonflikten aufgezeigt. 

Stimmen von Teilnehmenden

Vielen Dank für diese Veranstaltung! Das war auch in dieser Kürze sehr hilfreich!

Vielen dank für den hilfreichen und praktischen Input.

Auch von mir herzlichen Dank für den informativen sehr kurzweilig gehaltenen Vortrag!

Vielen herzlichen Dank!🙂 für das tolle Format und das interessante Thema und den tollen Vortrag!

Vielen Dank für das interessante neue Format - das hat was!